Als wir im Juli 2018 unsere Kündigung erhielten, wollten wir das natürlich nicht hinnehmen und wir versuchten mit unseren Eigentümern in Kontakt zu treten. Das gestaltete sich als schwierig, war doch unsere offizielle Eigentümerfirma laut Mietvertrag eine „Firman Properties S.a.r.l.“, ohne Website, ohne Kontaktmöglichkeit und mit Hauptsitz in Luxemburg-Stadt. Eine klassische Briefkastenfirma also. Aber auch Briefkastenfirmen müssen ja irgendwem gehören dachten wir uns und starteten eine Recherche, deren Ergebnis wir uns vorher nicht ausmalen konnten.
Wir konnten einen bislang unentdeckten „Big Player“ im berliner Immobilienmarkt enttarnen: die britische Milliardärsfamilie Pears. (Link zur ersten Recherche vom Oktober 2018) Diese hatte über ein weit verzweigtes und hoch komplexes System von Briefkastenfirmen in verschiedenen Steuerparadiesen mehrere tausend Wohn- und Gewerbeeinheiten in Berlin erworben und es geschafft, dabei vollkommen anonym zu bleiben. Bis jetzt.
Unsere Recherchen haben u.A. dazu geführt, dass das Netzwerk der Pears-Briefkastenfirmen nun als gesamte Einheit betrachtet wird und somit auch unter das Volksbegehren „Deutsche Wohnen & co. enteignen“ fällt. Dazu wurde das Rechercheprojekt „Wem gehört Berlin?“ von Tagesspiegel und Correctiv auf den Fall aufmerksam und hat unsere Recherchen mit ihren weit höheren Mitteln und Möglichkeiten bestätigt und ansprechend die Struktur des Netzwerks dargestellt. Und nicht zuletzt hat die Recherche das Vice Magazin dazu bewegt, eine kleine Doku über uns, unseren Kampf, Pears Global und unsere Reise nach London zu drehen.
Zur besagten Recherche gehört u.A. eine Karte, mit allen – laut Grundbuchakten – identifizierbaren Immobilien in Berlin, sowie ein Tool, mit dem alle Mieter*innen schauen können, ob ihr offizieller Eigentümer ebenfalls Teil des Pears-Netzwerks (oder dem eines anderen Großinvestors) ist.