Am morgigen Dienstag findet der Räumungsprozess gegen die Familie Qadri, die Betreiber*innen des Textillladens „Kamil Mode“ am Kottbusser Damm 9 statt. Wenn es nach dem Willen des Eigentümers Thorsten Cussler geht, soll Kamil Mode nach 16 Jahren „etwas Schönerem“ weichen. Damit sind wir natürlich nicht einverstanden.
Kommt zur Kundgebung vor dem Gericht und anschließend zur solidarischen Gerichts-Begleitung:
Dienstag, 12.03.2019 | Kundgebung 9 Uhr, Prozessbeginn 10 Uhr
| Landgericht, 3.Etage, Raum 3601 (Littenstr. 12-17, 10179 Berlin)
Unser Soli-Statement für Kamil Mode:
Kamil Mode muss bleiben!
Wir sind empört über den Versuch, alteingesessene und tief in der Nachbarschaft und im Kiez verwurzelte Gewerbetreibende nur aus Gründen subjektiver Ästhetik und Profitgier zu verdrängen.
Die Familie Qadri betreibt den Textilladen „Kamil Mode“ seit über 16 Jahren am Standort am Kottbusser Damm. In dieser Zeit hat sich ein fester Kundenstamm entwickelt, der nicht nur zum Konsum im Laden vorbeischaut, sondern oft auch nur auf ein Gespräch und eine Tasse Tee. Diese Art von kieznahem Kleingewerbe ist gerade in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Neben der Wohn-, hat sich auch die Gewerbestruktur in den letzten Jahren – gerade im Grenzgebiet zwischen Neukölln und Kreuzberg – massiv verändert.
Läden für den Alltagsbedarf verschwinden immer mehr in große, anonyme und gleichaussehende Shopping-Malls, betrieben von den immer selben großen Konzernen. Das inhabergeführte Kleingewerbe – gerade wenn es um Angebote abseits von Gastronomie geht – verschwindet immer weiter und das Alltagsbild ganzer Straßenzüge erinnert nur noch an Fress- und Partymeilen.
Wir fordern den Erhalt von Kamil Mode, als wichtiger Baustein in einem komplexen Kiezgefüge. Als unabhängiger, nachbarschaftsnaher Einzelhandel, der auch eine wichtige soziale Funktion in seinem Kiez erfüllt.
Wir fordern den Eigentümer Thorsten Cussler auf, eine – für die Familie Qadri verträgliche – Lösung anzubieten, da nicht er zu entscheiden hat, welche Läden der Kiez rund um den Kottbusser Damm braucht, sondern das die Bewohner*innen des Kiezes sehr gut selber können. Dass sich Kamil Mode seit über 16 Jahren dort halten konnte, zeigt das er dort gewollt und gebraucht wird.
Wir fordern den Senat auf, ein etwaiges Räumungsersuch des Eigentümers abzulehnen und verweisen hier auf die Initiative „Neue Berliner Linie“, in deren Aufruf es heißt: „Wir wollen, dass der Senat auf Polizeigroßaufgebote zur Amtshilfe bei der Durchsetzung von Räumungstiteln verzichtet. Das soll mit der Unverhältnismäßigkeit zwischen einem breiten öffentlichen Interesse sowie dem Erhalt sozialer Infrastruktur einerseits und dem Partikularinteresse einzelner Eigentümer andererseits begründet werden. Wir wollen, dass sich der Senat in den offenen Konflikt begibt mit denen, die den Ausverkauf der Stadt vorantreiben.“
Und wir fordern die solidarische Kiez- und Stadtgesellschaft auf, alles dafür zu tun, damit Familie Qadri auch weiterhin Kamil Mode betreiben kann.
Mit solidarischen Grüßen
das Kollektiv der Kiezkneipe Syndikat