Interkiezionale Solidarität aufbauen – Info- und Aktionstage

Wir sind nicht nur Kiezkneipe, sondern verstehen uns auch als emanzipatorische, „linke“ Infrastruktur. Davon sind zur Zeit leider auch weitere von Verdrängung und Räumung bedroht, ebenfalls zum 31.12.2018 z.B. die ältesten, selbstverwalteten Jugendzentren Berlins, Potse und Drugstore in Schöneberg und das queer-feministische Hausprojekt Liebig34 in Friedrichshain. Mit diesen und einige anderen Projekten organisieren wir gemeinsam die „Interkiezionalen Info- und Aktionstage“, die vom 29.10 bis zum 4.11 stattfinden werden. Das endgültige Programm wird in den kommenden Tagen auf dem Blog der Vernetzung veröffentlicht. Aber ihr könnt schonmal unsere Termine vormerken:

Am 29.10 haben wir die Potse bei uns zu Gast, die über ihre Situation und die Geschichte der Jugendzentren erzählen werden. Danach gibt es feinste Punkrock-Hits der Potse DJ*ane-Crew vom Plattenteller.

Am 01.11 sind wir dann wiederum in der Potse zu Gast und veranstalten, gemeinsam mit der ebenfalls von Schließung bedrohten Kollektivbar Meuterei aus der Reichenbergerstraße in Kreuzberg, ein Kneipenquiz.

Worum es genau geht und wer die anderen Projekte sind, die mitmachen, steht im Aufruf der Tage:

Interkiezionalen Info- und Aktionstage vom 29.10. bis 4.12. in Berlin. Für die Interkiezionale Vernetzung und gegen die Räumung von Syndikat, Meuterei, Liebig34, Rigaer94, Großbeerenstr.17a, Potse, Drugstore und weitere räumungsbedrohte Projekte!

Nordkiez | Friedrichshain: Ende des Jahres soll es soweit sein. Dem seit über 28 Jahren bestehenden anarcha-queer-feministischen Hausprojekt „Liebig34“ droht die Räumung. Der drohende Wegfall des Projekts bedeutet nicht nur den Verlust des Wohnraums von über 40 Menschen, sondern auch eine gravierende Veränderung der Kiezstruktur. Padovicz seines Zeichens aktueller Eigentümer der Liebig34 setzt auf Eskalation. Die Liebig34 ist kein Einzelfall, neben dem Projekt im Norden Friedrichshains, sind Projekte, Kneipen und Kollektive von der Aufwertung Berlins und der damit einhergehenden Verdrängung betroffen.

Reichenbergerkiez | Kreuzberg: Das Kneipenkollektiv „Meuterei“ kämpft derzeit um den Fortbestand des Projekts. Nach neun Jahren Alternativer Kneipenkultur, Raum für Austausch, antagonistischer Politik und zahlreichen Veranstaltungen soll Mitte nächsten Jahres der Vertrag auslaufen. Damit droht dem Kiez im gentrifizierten Kreuzberg 36 ein weiter Verlust alternativer und unkommerzieller Kultur.

Potsdamer Straße |Schöneberg: Berlin ältesten selbstverwaltetem Jugendzentrum „Drugstore“ droht nach über 46 Jahren das Aus. Das Gleiche gilt für den Schöneberger Jugendclub „Potse“. Nach jahrelangem Kampf um den Erhalt der beiden Projekte scheinen die Verhandlungen mit dem Bezirk ins Leere zu laufen. Damit geht einer der wichtigsten alternativen Kultur- und Vernetzungsorte in Schöneberg verloren.

Schillerkiez | Neukölln: Nach 33 Jahren soll das „Syndikat“ Ende des Jahres dicht machen.Der Wegfall des „Synidkats“ bedeutet nicht weniger als den Verlust einer weiteren linken Kneipe im gentrifizierten Neukölln und einem Ort der Organisierung zur antifaschistischen Vernetzung gegen ein Erstarken von neonazistischen Strukturen in Neukölln.

Richardkiez | Neukölln: Dem „B5355“, einem selbstverwalteten Hausprojekt in der Braunschweigerstraße, droht im nächsten Jahr eine drastische Mieterhöhung. Dann können sich viele Bewohner*innen das Leben im Haus nicht mehr leisten und das Bespielen der unkommerziellen öffentlichen Räume in der Brauni wird nicht mehr möglich sein. Auch hier versucht der Eigentümer, die Mat-X GmbH, das Kollektiv rauszuekeln.

…und weitere Projekte

Uns geht es jedoch nicht „nur“ um uns und unsere eigenen Projekte, sondern darum, dass die Stadt Berlin komplett ausverkauft wird. Die Folgen sind jetzt schon spürbar:hunderte Bewerber*innen auf eine Wohnung, explodierende Mietpreise, tägliche Zwangsräumung von Mieter*innen, Luxussanierungen, systematische Vertreibung und Verdrängungen… das alles zugunsten einer Stadt der Reichen und eines sozialen Säuberungsprozesses auf Kosten derer, die sich das „neue Berlin“ nicht mehr leisten können.

Lasst uns dem allen nicht individualisiert entgegenstehen. Eine solidarische Stadt von unten ist möglich – lasst sie uns gemeinsam interkiezional organisieren!